Am 13.1.1923 reicht Erwin Gerlach seine Patentschrift „Elektrodynamischer Lautsprecher“ ein, die das Prinzip des Bandlautsprechers beschreibt, mit dem Siemens in den folgenden Jahren erste Massenbeschallungen durchführen wird. Mehrere Zusatzpatente werden allerdings noch nachgereicht, um das Lautsprecherprinzip in eine brauchbare und öffentlich präsentierbare Form zu überführen.
1924: Präsentation von Bandlautsprecher und Bändchenmikrofon im Elektrotechnischen Verein
„Einen neuen Lautsprecher führte im Elektrotechnischen Verein Herr Oberingenieur Lüschen von den Siemens-Wernerwerken vor. Die Konstruktion, die gemeinsam von den Herren Gerlach und Prof. Schottki [sic] ausgearbeitet wurde, weist ganz wesentliche Unterschiede gegen die bisher üblichen Systeme auf. Dieser Lautsprecher besitzt keine schwingende Membran, sondern ein Aluminiumbändchen in dem magnetischen Feld. Wird dieses von Strom durchflossen, so gerät es in lebhafte Bewegungen, die die Schallwellen hervorbringen. Auch bei Gebeeinrichtungen dient eine entsprechende Konstruktion als Mikrophon. Der Klang soll in Stärke und Farbe wesentlich besser sein als die bisherigen Trichterlautsprecher. Allerdings soll der Preis noch außerordentlich hoch sein: man spricht von ca. 1100 Goldmark.“ [Pars. in: Radio-Umschau 9 1924, 223]
Bandlautsprecher als Heimlautsprecher ungeeignet
„Wohl diejenige Art von Lautsprechern, welche die Forderung der Anpassung an verschiedenste Frequenzen bisher am besten erfüllte, war der elektrostatisch betriebene trichterlose Lautsprecher […]. Gleichfalls hervorragend anpassungsfähig ist der »Bändchen«-Lautsprecher. Dieser, ebenso wie der elektrostatische Lautsprecher ist aber derart voluminös, seine Anschaffungs- und Betriebskosten sind so groß, daß sich hierdurch schon eine Einführung in weitere Kreise verbietet.“ [Kohlhauer in: Radio-Amateur 35 1924, 962]
Auch Riemenschneider kommt 1925 zu diesem Urteil über den Bandlautsprecher, der eine erstaunlich große Lautstärke ohne nennenswerte Verzerrungen erreiche, der aber aufgrund des hohen technischen Aufwands „als für die Allgemeinheit gebrauchsfähige[r] Lautsprecher“ noch nicht betrachten werden könne. [Riemenschneider 1925, 339]
erste Einsätze 1924: „elektro-akustische Werbung“
Aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der elektroakustischen (Ela) Abteilung bei Telefunken erinnert sich der Leiter dieser Abteilung, Dr. Bratke, Ende 1936 an die Anfänge der Forschung im Bereich der Elektroakustik beim Mutterkonzern Siemens. Etwa 1921 sei zunächst im Wernerwerk des Siemens-Konzerns eine Verstärkerabteilung gegründet worden, die sich auf die Entwicklung von Tonfrequenzverstärkern für das Fernsprechwesen konzentriert habe, allerdings bereits einen ersten Forschungsbereich für Elektroakustik vorwies. Mit zeitgemäßem nationalen Pathos rekapituliert Bratke die Ela-Forschungsergebnisse bei Siemens, wo er um 1924 vermutlich in einer Verkaufs- oder Werbeabteilung tätig war. Zum Bandlautsprecher und den ersten Einsätzen schreibt er:
„Der erste Großlautsprecher, der sogenannte Bandlautsprecher, gab als erster Lautsprecher der Welt die Tonfrequenzen über 3000Hz wieder. Mit diesem Großlautsprecher haben wir zum erstenmal in Deutschland in der Öffentlichkeit Übertragungen in einem damals unbekannten Ausmaße durchgeführt. Ich erinnere mich, daß ich damals bereits den ersten Reklameabschluß für elektro-akustische Werbung mit der ‚Ala‘ abschloß und diese Werbung auf der Funkausstellung 1924 in Berlin und auf der darauffolgenden Leipziger Messe, sowie in zahlreichen anderen Fällen durchführte. Auch bei Reden in politischen Versammlungen, bei Wettkämpfen und sportlichen Ereignissen wurde dieser Lautsprecher verwendet. Leicht war die Aufgabe nicht, und ich ziehe sie immer gern in Parallele zu der Einführung des elektrischen Lichtes, das ja auch meistens dann versagte, wenn die Begeisterung in technischen Versammlungen über den phänomenalen Fortschritt aufs Höchste gestiegen war.“ [Bratke in: Telefunken-Kamerad 1 1937, 4]