Mittels einer „Sende- und Public-Address-System-Anlage“ wird die königliche Rede zur Eröffnung der „British Empire Exhibition“ dem Publikum im Wembley Stadium über 7 „Mammutlautsprecher“ zu Gehör gebracht, den Besuchern der Ausstellung rings um das Stadion über weitere 45 Lautsprecher, der Bevölkerung über den Londoner Rundfunksender. Die Rundfunktechnik wird hierfür von der Marconi Co. bereitgestellt, die PA installiert Western Electric.
„Ein ganz neues Gebiet, wenn auch nicht ganz im technischen Sinne, so doch in der Praxis, stellt die anläßlich der Einweihung durch den König eigens erbaute Sende- und Public-Address-System-Anlage in Wembley dar […]. Das Stadion, das sich mitten in der Ausstellung befindet, ist nämlich größer als unseres im Grunewald und daher erst recht eine Unmöglichkeit der Verständigung eines einzelnen Redners gegeben. Man brachte nun unten an den Stufen des Throns zwei kleine, durch Stoff verdeckte Kästchen mit besonderen Mikrophonen (es sind keine eigentlichen Mikrophone, sondern technisch gesagt: Telephone) von der Marconi-Company an; diese waren mit dem Ausstellungssender, der auf ganz kurzer Welle arbeitet, verbunden, und die so aufgefangenen Töne wurden nach Savoy Hill der britischen Station 2 LO weitergegeben, die sie nunmehr auf bekannter Welle mit 1,5 Kw. in die Welt sandte. Des ferneren waren neben dem Sitz des Thrones ungefähr da, wo man vermutete, daß der König stehen werde, 2 Kohlenstaubmikrophone der Western Electric Company […] federnd hängend angebracht, und zwar so, das dieselben ungefähr am Hinterkopf des Redners während der Ansprache sich befanden. Diese nun gaben die so aufgefangenen Töne an die Verstärkerzentrale in der Ausstellung, auf der sich die Radioempfangsanlage und die Verteilungssysteme zu den 45 an allen Stellen in der Ausstellung, parallel geschaltet, verteilten Mammutlautsprechern befinden. Sie wurden in diese Apparatur geschaltet und gaben so allen nicht im Stadion Platz gefundenen Abertausenden von Besuchern klar und laut den Eröffnungsakt wieder und verschafften außerdem dem König vermittels der 7 über seinem Thron angebrachten Mammutlautsprecher ebenfalls im Stadion eine Stentorstimme, ohne seine Stimme anzustrengen. Ich möchte an dieser Stelle nochmals der Western Electric Co. meinen verbindlichsten Dank für die liebenswürdige Überlassung von seltenem Abbildungsmaterial sowie für die überaus zuvorkommende eingehende Erklärung und Erläuterung dieser hochinteressanten Einrichtungen sagen, da sonst bei uns meist die großen Firmen gern den Schleier des Geheimnisses über Neuerungen zu decken pflegen.“ [Hausdorff in: Radio-Amateur 10 1924, 270f.]
Import der Western-Electric-Lautsprecher auf den europäischen Kontinent
Einer der sieben im Wembley-Stadion installierten „Mammutlautsprecher“ wird 1924 auf der Frankfurter Herbstmesse ausgestellt:
„Wie wir hören, ist es Herrn Walter Bodenstein gelungen, den Riesenlautsprecher, von dem wir eine Abbildung in unserer Nr. 29 brachten, für die Dauer der Frankfurter Herbstmesse nach Frankfurt a. M. zu bekommen. Dieser Riese, dessen Stimme in einem Umkreis von mehreren 100m vernehmbar sein soll, und der bei der Britischen Reichsausstellung in Wembley die Eröffnungsrede des englischen Königs in das Volk hineintrug, wird vermutlich auf dem Stand der Radio-Werke Schneider-Opel A.-G. seine Aufstellung finden.“ (Kurzmitteilung in der Rubrik „Radio-Allerlei“, in: [Radio-Umschau 32 1924, 965])
Die erwähnte Abbildung in [Radio-Umschau 29 1924, 863] ist kommentiert mit: „Der Lautsprecher auf dem Dach des Radiojournal in Prag“. Das Foto zeigt einen riesigen Trichterlautsprecher, der größer ist als die im Ausstellungsgelände der British Empire Exhibition an Masten aufgehängten Trichterlautsprecher (siehe Abb. 1 in [Hausdorff in: Radio-Amateur 10 1924, 270]). Offenbar hatten die sieben im Stadion für die Ansprache des Königs montierten Lautsprecher diese größeren Ausmaße, über die die Kurzmitteilung über die tschechische Rundfunkgesellschaft „Radiojournal“ nähere Auskunft gibt:
„Das ‚Radiojournal‘ hat auf der englischen Ausstellung in Wembley einen Lautsprecher erworben, dessen Trichter einen Durchmesser von 1 ¼ m und eine Länge von zirka 2 m hat. Dieser Apparat ist auf dem Dache des sechsstöckigen Hauses aufgestellt und bewegt sich frei auf einem Ständer wie ein riesiges Fernrohr, so daß es möglich ist, die Konzerte in allen Straßen der Umgebung zu reproduzieren. […]“ (Kurzmitteilung in: [Radio-Umschau 29 1924, 863])