1934: Telefunken-Pilzlautsprecher zur Massenbeschallung

Telefunken-Pilzlautsprecher
Abb. 31 aus [Wigge 1934]
Die Zeichnung zeigt einen von Telefunken erstmals zur nationalsozialistischen Maifeier 1934 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin eingesetzten Pilzlautsprecher.

Ein im unteren Teil des Gehäuses eingebauter elektrodynamischer Konuslautsprecher strahlt die Schallwellen nach oben ab, durch die spezielle Gehäuseform werden zumindest die Schallwellen höherer Frequenzen ‚umgeleitet‘ und zur Erde zurückgeworfen. Hierdurch kann der Wirkungsbereich solch eines Rundstrahlers ziemlich genau begrenzt werden auf eine Kreisfläche mit einem bestimmten Radius, der sich aus der Höhe des Mastes und der Leistung des Lautsprechers ergibt (bei den Telefunken-Pilzen in der Regel 25 bis 30 Meter).

In 50 bis 60 Metern Abstand neben- und hintereinander aufgestellt, ließen sich ab 1934 mit diesen sogenannten Rundstrahlern gewissermaßen im Baukastenprinzip kleine, sich gegenseitig kaum überlagernde Schallfelder aneinandersetzen und damit im Prinzip beliebig große Flächen störungsfrei besprechen.

Rundstrahler-Aufstellung
Abb. aus [Telefunken 25 Ela 200, 49]

 

Rundstrahler: Alle Rundstrahler (Ampeln und Pilze) strahlen die Schallenergie nach allen Seiten gleichmäßig etwas nach unten geneigt ab. Die Lautstärke bleibt daher innerhalb einer größeren Fläche an jeder Stelle gleich. Auch in unmittelbarer Nähe eines Rundstrahlers wird die Lautstärke nicht unangenehm groß. Die gleichmäßige Verteilung der Schallenergie bringt noch einen weiteren Vorteil: Das unangenehme Doppelsprechen an den Grenzen der Schallbereiche zweier verschiedener Lautsprecher tritt nicht auf, und man kann daher mit gleichmäßig verteilten Rundstrahlern beliebig große Flächen ohne Echo und Doppelsprechen versorgen. Rundstrahler verwendet man also einzeln zur gleichmäßig lauten Besprechung von Innenräumen, Hallen, Fabrikhöfen usw. oder in regelmäßigen Abständen verteilt für Aufmarschgelände u. ä.“ [Telefunken 25 Ela 200, 48f.]

Der Aufwand allerdings war enorm: Nicht nur die signalführenden Leitungen mussten verlegt werden, auch musste ein Stromversorgungsnetz aufgebaut werden, um jeden Pilzlautsprecher mit Spannung zu versorgen – die Telefunken-Großlautsprecher arbeiteten mit starken Elektromagneten, um die nötige Leistung erzielen zu können (außreichend starke Dauermagnete standen 1934 noch nicht zur Verfügung).

Zum Einsatz der Telefunken-Pilzlautsprecher siehe auch: