Von F. v. Schmoller wird innerhalb der Rubrik „Schrifttum“ der Akustischen Zeitschrift ein im Journal of the Acoustical Society of America 1936 erschienener Aufsatz besprochen, in dem die Autoren Olson und Massa ihren neuen, bei RCA entwickelten Lautsprecher vorstellen:
„Harry F. Olson und Frank Massa, Compound-Horn-Loudspeaker. J. Acous. Soc. Am. 8 (1936), S. 48.“
„Eine gleichmäßige Abstrahlung der Frequenzen von 50 bis 9000 Hz ist mit einem einzigen freistrahlenden Lautsprecher praktisch nicht zu erzielen, insbesondere dann nicht, wenn der Wirkungsgrad 30% oder mehr betragen soll. Zur Erfüllung dieser Forderung wurden bisher stets 2 oder mehr Systeme verwendet und das Frequenzband entsprechend aufgeteilt. Die Verf. haben sich die Aufgabe gestellt, unter Anwendung von Trichtern mit einem einzigen System eine gleichmäßige Abstrahlung von 50 bis 9000 Hz zu erhalten mit einem Wirkungsgrad von 30 bis 50%. In einer theoretischen Betrachtung werden die Eigenschaften von unendlichen konischen und exponentiellen Trichtern besprochen und die Ausdrücke für die Ein- und Ausgangsimpedanz des endlichen Exponential-Trichters diskutiert. Der Wirkungsgrad eines Konus-Lautsprechers am Trichter wird angegeben und der Verlauf als Funktion der Frequenz berechnet, wobei als Parameter der Eingangsquerschnitt gewählt ist. Die theoretischen Kurven zeigen, daß mit abnehmendem Eingangsquerschnitt der Wirkungsgrad bei hohen Frequenzen stark wächst, bei tiefen dagegen abnimmt. Aus dieser Tatsache heraus ist der Compound-Horn-Lautsprecher entstanden. Er besteht darin, daß ein einziger Konus-Lautsprecher von ca. 7 cm Durchmesser an einen kurzen Exponential-Trichter von nur 15 cm2 Eingangsöffnung angeschlossen wird (Grenzfrequenz des Trichters 500 Hz). Die Rückseite der Membran ist mit einem Trichter verbunden, dessen Eingangsquerschnitt 300 cm2 beträgt und der als gefalteter Trichter ausgebildet ist (s. Abbildung). Die Grenzfrequenz beträgt 50 Hz. Der Schall wird hier um 4 x 180° gedreht, und die Verf. behaupten, daß die Verluste sehr gering werden, doch fehlt ein zahlenmäßiger Vergleich gegen einen geraden Trichter. Die beiden Trichteröffnungen liegen konzentrisch. Die Schallwellen des Hoch- und Tieftontrichters werden mit entgegengesetzter Phase abgestrahlt. Das soll jedoch praktisch unwichtig sein, da das Überlappungsgebiet sehr klein ist: Der Hochtontrichter wirkt unterhalb seiner Grenzfrequenz als Sperrglied für tiefe Frequenzen; im Tieftontrichter kann ein akustisches Filter eingebaut werden, welches die hohen Frequenzen sperrt. Die Impedanz- und Frequenzkurve wird gezeigt. Letztere fällt von 2000 Hz an monoton ab. Bei 9000 Hz beträgt der Unterschied gegen den Normalpegel 10 db; das bedeutet einen Abfall des Schalldruckes auf ein Drittel. Von einer gleichmäßigen Abstrahlung über das ganze Frequenzband kann also nicht gesprochen werden. Ein solcher Kurvenverlauf bei hohen Frequenzen ist mit freistrahlenden Konus-Lautsprechern auch zu erzielen, allerdings mit geringerem Wirkungsgrad. Von 50 bis 2000 Hz ist ein Wirkungsgrad von 50% angegeben. Eine Aussage über die Belastung des Systems fehlt, doch dürfte diese nach den Dimensionen maximal bis 3 Watt betragen.Die Arbeit eröffnet einen interessanten Weg für die Entwicklung von Lautsprechern hoher Qualität, insbesondere, da die gesamte Bautiefe nur ca. 50 cm beträgt. In der Praxis wird ein solches Kombinationssystem jedoch nur in solchen Fällen Verwendung finden, wo kleine akustische Leistungen gefordert werden, denn eine Vergrößerung des Lautsprechers und Trichters für größere Belastungen ist ohne weiteres nicht durchführbar, da bei größerem Membrandurchmesser die hohen Frequenzen wesentlich schwächer abgestrahlt werden.“ (v. Schmoller, Rubrik „Schrifttum“, in: [AZ 2 1936, 101])
Kombinationstrichter mit hohem Wirkungsgrad
„Der hohe Wirkungsgrad der Trichterlautsprecher von etwa 50 v. H. ist aber auch an sich sehr vorteilhaft. Gerade bei den heute viel benutzten Großanlagen könnte man bei Anwendung solcher Lautsprecher die erforderliche Verstärkerleistung wirksam herabsetzen. Es ist daher verwunderlich, daß wenigstens in Europa Trichterlautsprecher, die das ganze Frequenzband umfassen, nicht die ihnen gebührende Bedeutung gewonnen haben. Gewiß ist zur Erzielung einer genügend tiefen Grenzfrequenz eine große Trichterlänge und eine große Trichteröffnung unerläßlich. Daß sich aber auch hierfür Lösungen finden lassen, sei an einer ganz kürzlich erschienenen Konstruktion von Olson und Massa erläutert (Abb. 15). Hier wird die Leistungsabgabe von beiden Seiten der Membran eines Konussystems ausgenutzt. Vorderseitig ist unter Anwendung einer Geschwindigkeitstransformation ein kurzer Trichter mit einer Grenzfrequenz von etwa 400 Hz angesetzt, der den hoben Frequenzbereich versorgt. Die rückwärtige Seite der Membran ist unter Zwischenschaltung eines akustischen Tiefpaßfilters an einen gefalteten Tieftontrichter angekoppelt. Die Tonführung ist so ausgebildet, daß die allmähliche Erweiterung des Querschnittes der eines gestreckten Exponentialtrichters entspricht. Die hervorragende Frequenzkurve des Gerätes geht aus der Abbildung einwandfrei hervor, ebenso die Aufteilung des Frequenzbandes auf die zwei Trichter. Der Wirkungsgrad beträgt etwa 50 v. H.“ [v. Braunmühl in: AZ 3 1936, 153f.]
Frequenzkurve des Compound-Horn-Loudspeakers/Kombinationstrichters von Olson und Massa