Körting-»Formant«
„Neuer Hochton-Lautsprecher, kombiniert mit allen Normal-Lautsprechern zu verwenden.
Plastische Wiedergabe der hohen und höchsten Frequenzen.“ (Werbeanzeige in [Radio-Händler 5 1935, 209])
„Der ‚Körting‘ Formant-Hochtonlautsprecher ist ein Wiedergabegerät, das zur Ausstrahlung der Frequenzen von 3000 bis 10000 Hertz dient. Durch ein Hochtonfilter werden die tieferliegenden Frequenzgebiete abgesperrt, da ihre großen Amplituden eine Gefahr für die empfindliche leichte Metallmembran darstellen würden, die direkt die Schwingspule trägt. Ein angepaßter Schalltrichter ermöglicht die Ausnutzung der starken Richtwirkung hoher Frequenzen im Raum oder im Freien. Der eingebaute Anpassungstransformator ist so gewickelt, daß einer oder mehrere ‚Formantlautsprecher‘ in Verbindung mit dem normalen dynamischen Lautsprecher Verwendung finden können.“ [anonym in: Elektroton 5 1935, 245]
„Um die höheren und hohen Tonfrequenzen, die für die Silbenverständlichkeit bei Massenversammlungen sehr wesentlich sind, besser herauszubringen, ist der Körting-
Hochtonlautsprecher »Formant« geschaffen worden, der den Frequenzbereich von etwa 3000 bis 12000 Hz mit besonders kräftigen Amplituden wiedergibt. Er wird in Verbindung mit einem normalen Kraftlautsprecher verwendet und stellt seiner Bauart nach einen permanentdynamischen Lautsprecher dar, der eine stufenweise optimale Anpassung der Widerstandswerte zwischen 140 und 2000 Ohm gestattet (vergl. Abb. 65). Die räumlich klein gehaltene Membran strahlt nicht direkt, sondern über einen geradachsigen Exponentialtrichter ab, so daß eine ziemlich ausgeprägte Richtwirkung entsteht, die sich dort, wo sie nicht erwünscht ist, durch Einsatz zweier Hochtonlautsprecher verringern läßt. Im übrigen ersetzt das Gerät einen Lautstärkeregler, so daß man der Gesamtwiedergabe die hohen Tonfrequenzen ganz nach Wunsch stärker oder schwächer beifügen kann.“ [Nesper in: Günther (Hg.) 1936, 44f.]
Aufsplittung und Erweiterung des Frequenzbereichs
Bereits 1925 hatte Walter Hahnemann in einer Patentschrift vorgeschlagen, für die elektroakustische Wiedergabe von Schallschwingungen das Frequenzband in mehrere Bereiche aufzuteilen und für die Abstrahlung der hohen Frequenzen den hierfür besonders gut geeigneten elektrostatischen Wandler zu benutzen, für den mittleren Bereich sieht dann die Patentschrift einen elektromagnetischen, für die tiefen Frequenzen einen elektrodynamischen Wandler vor [Patent DRP 451662]. Und Anfang 1932 stellt Walter Willms die Quintessenz seines im Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung bis Ende 1931 durchgeführten Experiments mit einer „Schallübertragungsanlage großen Frequenzumfanges“ vor: Bei Schallübertragungsanlagen sei es erstrebenswert, „den Frequenzbereich nach hohen Frequenzen zu erweitern“; mit dem Hinzutreten der hohen Frequenzen sei eine wesentliche Verbesserung zu erzielen, vor allem die Wiedergabe von Streich- und Schlaginstrumenten und insbesondere von Sprache profitiere hiervon. „Die Wiedergabe erhält durch die hohen Frequenzen erst Leben. Man hat den Eindruck, als ob mit dem Hinzuschalten der hohen Frequenzen der Sprecher plötzlich gegenwärtig ist.“ [Willms in: ENT 2 1932, 70]
Willms Beschallungsanlage benutzte zur Abstrahlung der tiefen und mittleren Frequenzen von ca. 30 Hz bis 6000Hz einen dynamischen Konuslautsprecher, für die darüber liegenden Schwingungen einen von Hans Vogt geborgten elektrostatischen Lautsprecher, der wie Körtings »Formant« mittels eines Hochpaßfilters vor Zerstörung durch die energiereichen tieferen Frequenzen geschützt wurde. Auch Entzerrer hatte Willms bereits verwendet und somit Ende 1931 eine Verstärkeranlage erstellt mit ähnlichen Eigenschaften wie der von Körting ab 1935 angebotene Verstärker LKEW 18, der mit dem Schlagwort „Breitband“ beworben wurde und den für den »Formant«-Lautsprecher erforderlichen Hochtonbereich bis 10000Hz lieferte.