„Ganz Thüringen stand am 1. und 2. Juni im Zeichen seines 10. Gauparteitages. […] Auf dem Schützenplatz [in Erfurt], dem Aufmarschgelände, hatte man ein großes Zelt errichtet, in dem 20000 Menschen Platz finden konnten. Das Stadion, wo die Hitlerjugend aufmarschieren sollte, war ebenfalls festlich geschmückt worden.
Um allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, den Worten der einzelnen Redner gut folgen zu können, mußten große Lautsprecheranlagen aufgebaut werden.Nach einem vorher genau festgelegten Plane wurde mit den Arbeiten begonnen. Zuerst wurden die einzelnen Räume für die Zentralen vorbereitet. Der Arbeitsdienst, der zur Hilfeleistung herangezogen war, übernahm den Transport der Apparaturen und Lautsprecher. Eine andere Kolonne besorgte das Graben der Kabelgräben. Auf dem Appellplatz mußten allein etwa 2 km Gräben gezogen werden, denn hier fanden 24 Pilzlautsprecher Aufstellung. Diese große Zahl von Pilzen war notwendig wegen der Größe des Platzes und wegen der gestellten Forderung, auch bei ungünstigsten Witterungsverhältnissen eine einwandfreie Verständigung zu erzielen.
Während auf dem Appellplatz noch Kabelgräben gezogen wurden, ging die Lautsprecheranlage im Kongreßzelt bereits ihrer Vollendung entgegen. Hier standen schon die Trichterlautsprecher, die sich in Zeltbauten besonders bewährt haben. Die Zentrale, die eine Leistung von 200 Watt aufwies (ein zweites 200-Watt-Gestell wurde als Reserve aufgebaut), war schon annähernd fertig. Im Zelt sollten nicht nur die Reden übertragen werden, sondern auch die Darbietungen der Kapelle und des Sprechchores. Deshalb mußten vier Kondensator- und 2 Bändchenmikrofone angebracht werden. Die Anlage klappte famos.
In der Mitteldeutschen Kampfbahn (Stadion) mußte vor allem in dem riesigen Oval für eine klare und echofreie Wiedergabe gesorgt werden. 10 Pilze wurden aufgestellt, und zwar 4 im Innern des Stadions und 6 zwischen den Zuschauerplätzen. Lediglich die Tribüne erhielt eine besondere Anlage, damit eine bessere Schallverteilung durchzuführen war. Für die Stadionanlage waren ebenfalls 200 Watt vorgesehen.
Die meiste Arbeit war auf dem Appellplatz zu verrichten. Der Arbeitsdienst schaffte das Material heran, und Telefunken-Monteure setzten die Pilze zusammen und schlossen sie an. Noch während der Montage wurden die Kabelgräben mit Schalbrettern abgedeckt und die Gräben zugeschüttet. Selbstverständlich blieben die Verbindungsgräben solange offen, bis die Probeeinschaltung erfolgt war.
[…] Für den Fall, daß die Netzspannung versagen sollte, stand ein Benzinaggregat zum sofortigen Einsatz bereit.
Nach der Generalprobe wurden sämtliche noch offenen Kabelgräben zugeschüttet und der Boden planiert. Die Pilze erhielten ihre Nachthauben und gaben den Aufmarschplätzen ein eigenartiges Gepräge. […]In unserer Hauptzentrale hatte die Gaurundfunkstelle eine Schallplattenschneideapparatur aufgebaut, um wichtige Reden auf Schallplatten aufnehmen zu können. Sie erhielt von unseren Verstärkern über eine Spezialschaltung die Modulation.
Aus der Schilderung ist zu ersehen, daß bei einer solchen großen Anlage viel Mühe und Arbeit notwendig ist, um zu einem guten Gelingen zu führen. Unendliche Sorgfalt muß aufgewendet und jede Schaltung mit Bedacht und Präzision durchgeführt werden. Der Festteilnehmer weiß nichts von dieser Kleinarbeit und den Mühen, die notwendig sind, um das Werk zu vollenden. Er kennt nicht die aufregenden Momente vor Beginn der Veranstaltung, er kennt nicht die ungeheure Spannung, die auf den Männern der Lautsprecheranlage lastet, die erst dann weicht, wenn der letzte Ton aus den Lautsprechern verklungen ist. Wenn aber dann alles gut geklappt hat, legt der Arbeitsmann beruhigt sein Werkzeug aus der Hand und reißt den Hauptschalter heraus und freut sich auf den Bau der nächsten Großlautsprecheranlage . . . Lor., Lzg.“ [Lor. in: Telefunken Nachrichten 7 1935]