1921: Noch kein Bedarf an Beschallungsanlagen in Deutschland
Anfang der 1920er Jahre wird beim Siemens-Konzern ein Forschungsbereich für Elektroakustik (Ela) gegründet, zunächst noch als Unterabteilung des Bereichs Verstärkertechnik. Ein kommerziell verwertbarer Bedarf an elektroakustischen Geräten fernab der etablierten Telefonie musste in Deutschland allerdings erst noch generiert werden:

„Die Ela-Abteilung hat ihre Wurzeln in der Verstärkerabteilung des Wernerwerks. Wie schon der Name sagt, war die Verstärkerabteilung, deren Gründung etwa in das Jahr 1921 fiel, mit der Aufgabe betraut worden, alle Arbeiten der Siemenswerke auf dem Gebiete der Niederfrequenz-Verstärkertechnik zusammenzufassen und auszuwerten. Der Schwerpunkt dieser Arbeiten lag naturgemäß auf dem Hauptarbeitsgebiet des Wernerwerkes, auf dem Gebiete des Fernsprechwesens. Aber auch eine große Zahl anderer Gebiete mußte gepflegt werden, insbesondere das der Elektroakustik. Es war ein sehr mühevolles und dornenreiches Gebiet, das wir da bearbeiteten, denn neue Abnehmerkreise zu suchen und zu finden und eine für sie geeignete Technik zu schaffen, ist zwar interessant, aber der Erfolg in wirtschaftlicher Hinsicht keineswegs sicher, zumal es sich ja hierbei um technische Erzeugnisse handelte, für die bei den Abnehmerkreisen kein unabwendbares Bedürfnis vorlag.“ [Bratke in: Telefunken-Kamerad 1 1937, 3]

1926: Fortschritte in der Großlautsprecher-Entwicklung

In seinem „Rückblick auf die wichtigsten Arbeiten auf dem Gebiete der Elektrotechnik im Jahre 1926“ auf der Jahresversammlung des Elektrotechnischen Vereins am 25.1.1927 stellt der Vorsitzende Dr.-Ing. E. h. Köttgen lakonisch fest: „Auf dem Gebiete der technischen Akustik sind die Großlautsprecher für öffentliche Ansprachen weiterentwickelt worden.“ [ETZ 7 1927, 221]

„Jeder, der einmal besonders im Freien zu größeren Zuhörermengen gesprochen hat, weiß ja, wie unzureichend die menschliche Stimme ist, und wie nur die wenigsten und in unmittelbarer Nähe des Redners Befindlichen ihn wirklich verstehen können. Sprachrohre und Megafone, die man früher bei solchen Gelegenheiten zu Hilfe nahm, blieben immer ziemlich schwächliche Notbehelfe. Hier hat nun der Lautsprecher in Verbindung mit Mikrofonen und Elektronenverstärkern von Grund aus Wandel geschaffen.“ [Dominik in: Sendung 1930, 378]

Frequenzweiche
Abb. 3 (Ausschnitt) aus Patent [US 20841609]
Am 9.6.1925 reichen John Preston Minton und Abraham S. Ringel von der Radio Corporation of America ein Patent „Filter System for Loudspeakers“ ein.
Zahlreiche Kombinationen von Drosselspulen und Kondensatoren werden vorgestellt, um die dadurch gesiebten Frequenzbereiche Tief-, Mittel- und Hochton-Lautsprechern getrennt zuführen zu können – mit dem Ziel, Zwei- und Dreiwege-Lautsprecherkombinationen in ‚High Fidelity‘-Qualität zu bauen. Dem umfangreichen Patentanspruch ist es vermutlich zuzuschreiben, dass es über ein Jahrzehnt dauern sollte, bis dieses HiFi-Patent am 15.7.1937 anerkannt wurde. (Vergleiche Patent [DRP 451662]).

>>> Telefunkens Engagement für die Nationalsozialisten

„Wir bereiteten trotz aller wirtschaftlichen Bedrängnis in unserem Lautsprecher- und Verstärkerlabor die Geräte vor […], um für die Zeit vorbereitet zu sein, wo es in Deutschland wieder aufwärts gehen würde. Und die Zeit kam mit der deutschen Erhebung. Sie hatte sich allerdings uns Ela-Leuten schon eine Zeit vorher angekündigt. Die verschiedensten politischen Parteien bedienten sich der Schall-Anlagen bei ihren Wahl-Versammlungen, und wenn wir uns damals entschlossen hatten, der kommunistischen Partei grundsätzlich unsere Anlagen zu versagen, so geschah es aus der ehrlichen Überzeugung heraus, damit dem Vaterland zu dienen. Die Zeit der Kampfjahre der NSDAP, das können wir wohl mit Recht behaupten, haben wir Ela-Leute damals mitgemacht, und viele von uns können wohl Fälle nennen, in denen sie im Kampf für die NSDAP ihren Mann gestanden haben.“ [Dr. phil. Ewald Bratke in: Telefunken-Kamerad 1 1937, 6]

Lautsprechende Fernhörer
„Der sogenannte Lautsprecher soll einem Bedürfnis in Sälen, in der Marine, auf Arbeitsplätzen usw. genügen, ohne daß der Apparat an das Ohr des Hörenden gelegt werden muß. Der Fernhörer wird dazu durch Vergrößerung des magnetischen Magazins, Anwendung von Schalltrichtern, Resonanzböden usw. hergerichtet. Indessen ist das Ergebnis bisher hauptsächlich deshalb immer noch wenig befriedigend, weil die Unreinheiten, die beim gewöhnlichen Fernhörer zu leise tönen, um wahrgenommen zu werden, ebenfalls verstärkt werden und die Wiedergabe unrein erscheinen lassen.“ [Bähr in: ETZ 20 1925, 734]

Auszug aus „Eine neue Lautsprecherart: die Flachlautsprecher“ – Telefunken 1938

Telefunkens formschöne Flachlautsprecher
Mit einer Tiefe von nur 50mm bietet Telefunken ab 1938 dynamische Zimmerlautsprecher in rechteckigem Gehäuse an, die wie Bilderrahmen anzubringen sind – „unauffällig und ohne das architektonische Bild zu stören“. Diese neue Lautsprecherart erfülle nicht nur die üblichen klanglichen Anforderungen, sondern trage auch einem neuerdings erhobenen ästhetischen Bedürfnis Rechnung, da „die Lautsprecheranlage in vielen Baulichkeiten der Partei, der Städte usw. zu einer selbstverständlichen Einrichtung geworden“ sei [Fo. in: Telefunken Nachrichten 1938] WEITERLESEN…

Fafner 7b
Abb. 66 aus [Günther (Hg.) 1936]
Aktivlautsprecher: Lautsprecher mit integriertem Verstärker ‚Fafner 7b‘ von 1936
„[…] Schließlich sei noch erwähnt, daß jetzt auch mit einer Kraftendstufe, einem Gleichrichter und Netzanschlußteil zusammengebaute Lautsprecherchassis zur Verfügung stehen, die besonders dort in Frage kommen, wo bei Versammlungen mit einer vorhandenen, für diesen Zweck aber nicht ausreichenden Empfangsanlage eine größere Zahl von Hörern erfaßt werden soll. Als Beispiel seien genannt der kleinere ‚Fafner 4a‘ von P. Grassmann, der für 1000 Hörer ausreicht und der große ‚Fafner 7b‘ (siehe Abb. 66), dessen Schallenergie gegen 5000 Hörer erfassen kann.“ [Nesper in: Günther (Hg.) 1936, 45]

1935: der DAF 1011 für den Gemeinschaftsempfang

DAF 1011
Abb. aus [Telefunken 25 Ela 200, 5]
„Der DAF 1011 entstand auf Anregung und unter der Leitung der Deutschen Arbeitsfront als Standardempfänger für den Rundfunkempfang in den Betrieben. Telefunken ist stolz darauf, an seiner Entwicklung mitgearbeitet zu haben.
Drei Forderungen vor allem waren zu erfüllen, um das neue Gerät für den Bau von Betriebsanlagen besonders geeignet zu machen: WEITERLESEN…